Am 2. April 2019 jährt sich der Geburtstag von Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803) zum 300. Mal. Gleim hat der Literaturentwicklung in der Aufklärung und Empfindsamkeit wesentliche Impulse gegeben.
Mit seinem „Versuch in scherzhaften Liedern“ wurde er gleichsam über Nacht zum Literaturstar und hat der deutschen Anakreontik Bahn gebrochen – scherzhafte Dichtung von Wein, Weib, Gesang und Lebensfreude. Ob als Fabeldichter, als Verfasser von singbaren Liedern im Siebenjährigen Krieg oder als Autor von Lehrdichtungen – Gleim war einer der tonangebenden Schriftsteller.
Als zentrale Figur der Freundschaftskultur um die Mitte des 18. Jahrhunderts war Gleim ein Knotenpunkt der literarischen Aufklärung. Im Alter wurde er zudem zum tatkräftigen Förderer junger literarischer Talente im nord- und mitteldeutschen Raum und hatte eine Stimme als moralische Instanz.
Von 1747 bis 1797 versah Gleim das Amt des Verwaltungschefs des Domkapitels in Halberstadt und lebte in einem Haus hinter dem Dom, dem heutigen Gleimhaus. In diesen Jahren baute er sein Netzwerk der Freundschaft aus, trug er die größte Porträtgemäldesammlung von Dichtern und Denkern der Aufklärung zusammen und begründete das erste deutsche Literaturarchiv.
Immer wieder hat Gleim in der Literaturgeschichtsschreibung, einem negativen Urteil Goethes folgend, Abwertungen erfahren. Zu Unrecht! Gleim war einer der meistgelesenen Dichter seiner Generation, ein eminentes Genie der Freundschaft, ein begnadeter Netzwerker der Aufklärung und ein tatkräftiger Literaturaktivist.